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Studie: Hohe Zufriedenheit mit Grazer Innenstadt

85 Prozent kommen zu Fuß, mit dem Rad oder den Öffis

20.11.2025
Die Stadt Graz, die Wirtschaftskammer Steiermark, die Universität Graz und die TU Graz präsentierten die Ergebnisse einer umfassenden Studie zum mobilitätsbezogenen Ein-kaufsverhalten in der Grazer Innenstadt. Im Bild:  Aglaée Degros (TU Graz), Vizebürgermeisterin Judith Schwentner, Bernhard Bauer (WKO), Nina Hampl (Universität Graz) und Renate Platzer (Abteilung für Verkehrsplanung)
Die Stadt Graz, die Wirtschaftskammer Steiermark, die Universität Graz und die TU Graz präsentierten die Ergebnisse einer umfassenden Studie zum mobilitätsbezogenen Ein-kaufsverhalten in der Grazer Innenstadt. Im Bild: Aglaée Degros (TU Graz), Vizebürgermeisterin Judith Schwentner, Bernhard Bauer (WKO), Nina Hampl (Universität Graz) und Renate Platzer (Abteilung für Verkehrsplanung)© Stadt Graz/Foto Fischer

Die Stadt Graz, die Wirtschaftskammer Steiermark, die Universität Graz und die TU Graz präsentierten heute die Ergebnisse einer umfassenden Studie zum mobilitätsbezogenen Einkaufsverhalten in der Grazer Innenstadt. Die Untersuchung liefert erstmals ein detailliertes Gesamtbild darüber, wie Menschen die Innenstadt nutzen, welche Wege sie zurücklegen, was sie einkaufen - und wie sich dies auf Handel und Aufenthaltsqualität auswirkt.

Die Erreichbarkeit der Grazer Innenstadt

Rund 75 % der Befragten wohnen in Graz und nutzen die Innenstadt als alltäglichen Lebens- und Versorgungsraum - etwa auf dem Weg zur Arbeit, zur Ausbildung oder für Erledigungen. Entsprechend hoch ist der Anteil jener, die die Innenstadt zu Fuß, mit dem Fahrrad/E-Bike oder mit den Öffis erreichen.

Am Erhebungstag kamen rund 85 % der Befragten mit dem Umweltverbund (zu Fuß, mit den Öffis oder mit dem Fahrrad/E-Bike) in die Grazer Innenstadt. Dieser hohe Anteil spiegelt vor allem die Mobilität der Grazer Wohnbevölkerung wider. Besucher:innen aus dem Umland und Gelegenheitskund:innen nutzen hingegen häufiger das Kfz (54 % Umweltverbund).

Vizebürgermeisterin Judith Schwentner:

„Die schönste Shoppingmeile der Stadt ist und bleibt die Grazer Innenstadt. Dass so viele Menschen zu Fuß, mit dem Rad oder mit den Öffis kommen, ist ein echter Vorteil. Die größten Herausforderungen sind Online-Handel, die abnehmende Kaufkraft und die Hitze im Sommer. Damit Einkaufen in Graz ein echtes Stadterlebnis bleibt, ist es umso wichtiger die Aufenthaltsqualität weiter zu stärken - mit mehr Grün, Schatten und gut erreichbaren Wegen."

Der wirtschaftliche Erfolg der Innenstadt

Die Ergebnisse zeigen: Alle Verkehrsteilnehmer:innen leisten auf unterschiedliche Weise einen wichtigen Beitrag zum wirtschaftlichen Erfolg der Innenstadt.

Der höhere Jahresumsatz der Zufußgehenden (1.452 Euro/Jahr) erklärt sich vor allem durch ihre häufigere Anwesenheit in der Innenstadt. Für viele Handelssegmente - insbesondere Bekleidungs- und Fachgeschäfte - ist auch der Kfz-Anteil (560 Euro/Jahr) wirtschaftlich relevant, weil diese Kund:innen zwar seltener zum Einkaufen in die Innenstadt kommen, pro Einkauf aber mehr ausgeben. Nutzer:innen des Öffentlichen Verkehrs liegen bei 676 Euro/Jahr und Radfahrende bei 541 Euro/Jahr.

Was Besucher:innen sich wünschen: Mehr Aufenthaltsqualität

Sehr deutlich äußern die Befragten ihre Erwartungen an eine moderne Innenstadt. Am häufigsten genannt wurden:

  • Bäume (49 %)
  • Grünflächen (48 %)
  • Sitzgelegenheiten ohne Konsumzwang (36 %)
  • Trinkbrunnen und Wasserelemente (23 %)

 Der Wunsch nach mehr Aufenthaltsqualität ist besonders ausgeprägt am Jakominiplatz und in der Annenstraße.

In weiteren frei zu beantwortenden Wünschen zur Innenstadt beziehen sich häufige Antworten auf das Thema Mobilität (42 %). 23 % sind Anliegen hinsichtlich der Gestaltung und Aufenthaltsqualität und 20 % beziehen sich auf die Nutzungsvielfalt und das Angebot.

Innenstadt weiterhin attraktiv – aber mit Weiterentwicklungspotenzial

Die Mehrheit der Befragten empfindet die Innenstadt als attraktiv und hält sich gerne dort auf. Gleichzeitig zeigt die Studie, dass es an stark frequentierten Mobilitätsknoten noch Verbesserungsbedarf gibt - insbesondere bei Beschattung, Grünräumen und wasserbezogenen Aufenthaltsangeboten. Der geringere Anteil der BesucherInnen aus dem Grazer Umland zeigt überdies den Handlungsbedarf, um auch diese Menschen wieder besser anzusprechen.

Neue gemeinsame Datengrundlage für Stadt & Wirtschaft

Die Studie macht sichtbar, dass Handelsunternehmen und Besucher:innen bestimmte Aspekte der Mobilität unterschiedlich wahrnehmen - insbesondere beim Anteil der verschiedenen Verkehrsmittel. Diese Unterschiede sind nachvollziehbar: Während Händler:innen die Einschätzung des Mobilitäts- und Einkaufsverhaltens ihrer Kund:innen aus ihrer Perspektive beantworteten, bildet die Studie einen repräsentativen Querschnitt der gesamten Besuchs- und Bewegungsmuster der Innenstadt ab - inklusive Alltagswege, Pendler:innen und Freizeitnutzungen.

Die Ergebnisse schaffen daher eine gemeinsame, erstmals so umfassend erhobene Datengrundlage, die Stadt Graz und Wirtschaftskammer künftig nutzen werden, um

  • Maßnahmen zur Erreichbarkeit weiterzuentwickeln,
  • Handels- und Angebotsstrukturen gezielter zu unterstützen,
  • Besucher:innenströme besser zu verstehen,
  • und die Aufenthaltsqualität an den entscheidenden Stellen zu erhöhen.

 

Nächste Schritte

Die Ergebnisse fließen in die Umsetzung des Mobilitätsplans 2040 sowie in bevorstehende Projekte zur Aufwertung des öffentlichen Raums ein. Stadt Graz und Wirtschaftskammer planen, die Daten aktiv in der Zusammenarbeit mit dem Handel zu nutzen - etwa bei Standortfragen, Erreichbarkeitskonzepten und Maßnahmen zur Steigerung der Aufenthaltsqualität. Eine Wiederholung der Befragung in einigen Jahren kann weitere Trends und Entwicklung der Erreichbarkeiten überprüfen.

 Eine Zusammenfassung der Ergebnisse sowie weiterführende Hintergrundinformationen stehen in der Executive Summary zum Download bereit.

Statements

Bernhard Bauer, WKO Steiermark
Bernhard Bauer, WKO Steiermark© Stadt Graz/Foto Fischer

Bernhard Bauer, Obmann WKO Regionalstelle Graz:

Besonders interessant sind die Ergebnisse hinsichtlich dem Einkaufsverhalten der unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer: Fußgänger kaufen zwar in Summe am meisten ein, aber mehrheitlich Güter des täglichen Bedarfs. Der Fokus vieler Innenstadtgeschäfte liegt jedoch woanders. Die Schlussfolgerung ist daher: Personen, die mit dem Auto kommen, sind aufgrund der höheren Ausgaben pro Besuch und den Produkten, die sie kaufen für den Handel absolut unersetzlich. Handlungsbedarf sehen wir überdies bei der Attraktivität der Stadt bei Menschen aus dem Umland: Nur 25% BesucherInnen von außerhalb sind ein Alarmzeichen!" 

Nina Hampl, Universität Graz
Nina Hampl, Universität Graz© Stadt Graz/Foto Fischer

Nina Hampl, Zentrum für Aktive Mobilität, Institut für Umweltsystemwissenschaften, Universität Graz

„Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich, wie eng Mobilität und Einkaufsverhalten in der Grazer Innenstadt miteinander verknüpft sind. Besonders hervorzuheben ist, dass ein Großteil der Besucher:innen die Innenstadt zu Fuß, mit dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht. Dies unterstreicht die Bedeutung eines gut ausgebauten Umweltverbunds für die Attraktivität und den wirtschaftlichen Erfolg der Innenstadt. Gleichzeitig wird deutlich, dass unterschiedliche Verkehrsmittel auch unterschiedliche Einkaufsgewohnheiten mit sich bringen. Die Studie bietet jedenfalls eine wertvolle Grundlage, um Mobilitäts- und Handelskonzepte gezielt weiterzuentwickeln und die Aufenthaltsqualität in der Grazer Innenstadt zu steigern."

Aglaée Degros, TU Graz
Aglaée Degros, TU Graz© Stadt Graz/Foto Fischer

Aglaée Degros, Zentrum für Aktive Mobilität, Institut für Städtebau, TU Graz

„Ein Alleinstellungsmerkmal für das Zentrum von Graz ist, dass es in erster Linie von seinen ansässigen Einwohner:innen besucht wird, die oft zu Fuß oder mit einer Kombination verschiedener Verkehrsmittel des Umweltverbunds unterwegs sind. Graz ist in der glücklichen Situation, in Zeiten von Hyper-Tourismus und Eventisierung ein authentisches Stadtzentrum zu haben, in dem nachhaltige Mobilität vorherrscht. Dennoch nimmt der Online-Handel weiter zu. Die damit einhergehende Reduktion des Personenverkehrs, birgt auch ein Risiko für die Frequenz im Zentrum und damit für die Lebendigkeit der Innenstadt."

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