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Internationaler Frauentag

Seitens der Stadt Graz ist es erklärtes Ziel, Frauen bestmöglich zu unterstützen.

07.03.2022
Pressegespräch anlässlich des Internationalen Frauentags: Sylvia Gassner, Bernadette Pöcheim, Elke Kahr und Doris Kirschner (v. l.).
Pressegespräch anlässlich des Internationalen Frauentags: Sylvia Gassner, Bernadette Pöcheim, Elke Kahr und Doris Kirschner (v. l.).© Stadt Graz/Fischer

Der Weltfrauentag wird seit 1911 jährlich am 8. März begangen mit dem Ziel, die Gleichberechtigung von Frauen und Männern herzustellen. Morgen ist es wieder so weit.

Aus diesem Grund fand heute auf Einladung von Bürgermeisterin Elke Kahr ein Pressegespräch im Media Center des Rathauses statt. Zu Gast waren Doris Kirschner, Leiterin des Referates Frauen und Gleichstellung der Stadt Graz, Bernadette Pöcheim, Leiterin der Abteilung für Frauen und Gleichstellung in der AK Steiermark sowie Sylvia Gassner, Betriebsratsvorsitzende Graz-Stadt, außerdem Zentralbetriebsrätin beim steirischen Roten Kreuz und Österreich-Vorsitzende des Fachbereichs Soziale Dienste der Gewerkschaft VIDA.

Im Mittelpunkt des Gesprächs standen u. a. die Themen Frauen und Arbeit, Kinderbetreuung und Wohnsituation.

Niederschwellige Hilfsangebote

Infomaterial zu den zahlreichen Angeboten der Stadt Graz.
Infomaterial zu den zahlreichen Angeboten der Stadt Graz.© Stadt Graz/Fischer

Bürgermeisterin Elke Kahr berichtete aus ihren Sprechstunden, in denen sich sehr häufig Frauen an sie wenden, wenn es um finanzielle Probleme, inadäquate Arbeits- und Wohnsituation sowie den Mangel an Kinderbetreuung geht. "Frauen tragen noch immer die Mehrheit der Last in der Familie, sind für die Erziehung der Kinder, den Haushalt oft auch die Pflege von Angehörigen zuständig. Da bleibt dann nur noch eine Teilzeitlösung hinsichtlich der Arbeit übrig. Dies wiederum wirkt sich ungünstig auf die Pension aus und führt in die Altersarmut."

Seitens der Stadt Graz und des Referats für Frauen und Gleichstellung werde bereits viel getan, um auf Hilfsangebote aufmerksam zu machen. "Wir möchten aber noch einen Schritt weitergehen und mit der Initiative 'Frauen vor Ort' direkt in Siedlungen kommen, um dort Infobroschüren zu verteilen und Gespräche zu führen." So niederschwellig wie möglich solle die Hilfe sein.

Ein weiteres Anliegen ist der Bürgermeisterin die Verbesserung der Wohnsituation von Frauen: "Hier ist geplant, dass wir dem Grazer Frauenhaus Gemeindewohnungen zur Verfügung stellen."

Frauenarbeit besser bewerten, Vereinbarkeit und Kinderbetreuung

Auch wenn es seit 40 Jahren das Gleichbehandlungsgesetz gibt, sieht die Realität anders aus. Die Stadt Graz unterstützt Frauen, um deren Selbstbestimmtheit zu stärken und strukturelle Benachteiligungen aufzubrechen.
Auch wenn es seit 40 Jahren das Gleichbehandlungsgesetz gibt, sieht die Realität anders aus. Die Stadt Graz unterstützt Frauen, um deren Selbstbestimmtheit zu stärken und strukturelle Benachteiligungen aufzubrechen.© Stadt Graz

Auch Bernadette Pöcheim bestätigte die Mehrfachbelastung von Frauen. "Seit 40 Jahren gibt es das Gleichbehandlungsgesetz (GlBG), das besagt, dass Frauen aufgrund ihres Geschlechtes im Arbeitsleben nicht benachteiligt werden dürfen. Trotz der rechtlichen Gleichstellung sind die Arbeitsrealitäten von Frauen in der Steiermark nach wie vor weit davon entfernt und es liegt eine strukturelle Ungleichbehandlung vor."

Pöcheim stellte die Frage in den Raum: "Warum ist die Betreuung von Menschen weniger wert als die Betreuung von Maschinen? Eine Pflegerin, die mehrmals am Tag einen schweren Mann hebt, macht eine ähnlich schwere Arbeit wie Männer in der Schwerindustrie. Frauen müssen nicht in der Industrie arbeiten, um besser zu verdienen. Man muss einfach Frauenarbeit besser werten." Wie relevant Frauenarbeit sei, habe gerade die Coronakrise deutlich aufgezeigt. Mehr als 70 Prozent der Beschäftigten in systemrelevanten Berufen sind Frauen. Ihre Einkommen zählen jedoch zu den geringsten in Österreich.

Aber auch ein Blick auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zeige deutlich, dass es hier Handlungsbedarf gebe: "Bei acht von zehn Paaren gehen Männer überhaupt nicht in Karenz und nur ein Prozent der Väter bleibt länger als sechs Monate daheim. Das ist beschämend wenig", erklärte Pöchheim.

Das Angebot an adäquater Kinderbetreuung lasse noch vielerorts zu wünschen übrig: "Unser AK-Kinderbetreuungsatlas zeigt auf, dass in nur 27 Prozent der steirischen Gemeinden eine Kinderbetreuungssituation in der Form gegeben ist, dass beide Elternteile in Vollzeit arbeiten können. Vor allem in den ländlichen Gemeinden schließen die Kindergärten nach wie vor häufig bereits um 13 Uhr. Zudem sind für die Eltern die Kosten der Kinderbetreuung nach wie vor eine große Herausforderung."  

Eine wesentliche positive Errungenschaft ließ Pöchheim am Schluss nicht unerwähnt: Die gesetzliche Anrechnung von Karenzzeiten bis zum zweiten Geburtstag des Kindes, welche für Geburten seit 1. August 2019 gilt.

 

Wertschätzung der Mehrfachbelastung

Auch zum Thema Gewalt gibt es Hilfsangebot der Stadt. Broschüren informieren. Auch auf der Website finden sich wichtige Hinweise.
Auch zum Thema Gewalt gibt es Hilfsangebot der Stadt. Broschüren informieren. Auch auf der Website finden sich wichtige Hinweise.© Stadt Graz/Fischer

Sylvia Gassner, Betriebsratsvorsitzende beim Roten Kreuz Graz konnte das bereits Gesagte nur bestätigen: "Die Arbeit in frauendominierten Branchen wird noch immer weniger wertgeschätzt und entlohnt als technische Berufe. Wertschätzung der Mehrfachbelastung - Job und Care-Arbeit, die nach wie vor noch meistens bei den Frauen hängen bleibt. Wichtig wäre eine gesetzliche Reduzierung der Normalarbeitszeit, besonders im Pflege- und Sozialbetreuungsbereich", forderte Gassner.

Videokampagne, Luisa und Frauenpreis 2022

Die Leiterin des städtischen Referats für Frauen und Gleichstellung, Doris Kirschner, nahm auf das traurige Thema Gewalt gegenüber Frauen Bezug und was hier präventiv getan werde, bzw. welche Schutzmaßnahmen und -Einrichtungen seitens der Stadt bereitstünden: "Hier geht es ganz entscheidend darum, zu informieren. Viele Frauen wissen nicht, welche Angebote es gibt."

Mit der Videokampagne "Schau nicht weg. Gewalt gegen Frauen geht uns alle an" wurde Ende des vergangenen Jahres im Rahmen von "16 Tage gegen Gewalt" auf das Thema aufmerksam gemacht. "Hinschauen, nicht wegschauen. Jede und jeder von uns kann einen Beitrag dazu leisten, dass die Gewalt gegen Frauen verhindert wird. Und, so Kirschner: "Bei den zahlreichen Tötungsdelikten in den vergangenen Monaten muss man auch ganz klar von Mord sprechen. Hier gibt es nichts zu beschönigen."

Am morgigen Frauentag werden die Mitarbeiterinnen des Referats in der Stadt unterwegs sein und Infobroschüren sowie Taschenalarme verteilen.

Doris Kirschner berichtete auch vom Projekt "Luisa ist da", an dem sich mittlerweile 45 Grazer Lokale beteiligen. "Luisa ist da" ist ein Code mit dem sich Frauen diskret an das Personal wenden können, wenn sie sich sexuell belästigt fühlen. "Das Interesse ist groß und der Diskurs darüber auch. Das ist bereits als Erfolg zu werten. Wir sind zufrieden", resümiert Kirschner.  

Das größte Projekt des Referats vergaß Kirschner nicht hervorzustreichen: Die Verleihung des Grazer Frauenpreises zur Würdigung von herausragenden Frauen und Projekten. Diese findet heuer am 20. Mai auf der Kasemattenbühne statt. "Einreichungen können ab sofort getätigt werden."

Von: Michaela Krainz

Video: das gesamte Pressegespräch zum Nachschauen

Zum Frauentag: Was bedeutet es, in der heutigen Zeit Frau zu sein?

Zum Weltfrauentag 2022 möchten wir auch Mitarbeiterinnen aus dem Haus Graz zu Wort kommen lassen. Von der Sonderkindergartenpädagogin Tatjana Schiffer-Wieser, über Rosemarie Crepnik von City of Design und Lehrling in der Elektrikwerkstätte der Holding Graz Mirzaie Hanya bis hin zur Einsatzleiterin bei der Parkraumüberwachung Monika König und Bürgermeisterin Elke Kahr stellen wir Fragen rund ums Frausein in der heutigen Zeit und zu Wünschen für die Zukunft.

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