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Lager Liebenau: Der Wahrheit ins Gesicht schauen

06.05.2022

"Wir wollen der Wahrheit ins Gesicht schauen, wir wollen die Toten suchen und bergen, um sie zu begraben", mit diesen klaren, berührenden Worten eröffnete Dr. Rainer Possert am Abend des 5. Mai 2022 eine Gedenkveranstaltung für die Opfer des NS-Lagers Liebenau. Bürgermeisterin Elke Kahr, die Zeithistorikerin Barbara Stelzl-Marx, Gemeinderat Tristan Ammerer, Kulturamtsleiter Gerhard Grossmann und viele andere waren dem Aufruf gefolgt und in das Jugendzentrum am Grünanger gekommen.
"Ich danke dir sehr, Rainer Possert, und allen, die die Initiative mitunterstützen für diese Bemühungen", betonte Bürgermeisterin Elke Kahr. "Wir dürfen dieses Geschehen niemals vergessen und müssen dafür sorgen, dass auch nie wieder so etwas passieren kann."

Der Wahrheit ins Gesicht schauen. Die Gedenkinitiative Lager Liebenau lud zum Gedenken an die Opfer des NS-Lagers Liebenau ein.Zur Erinnerung an die Opfer wurden Blumen niedergelegt.Suche nach der Wahrheit, Suche nach den Toten dieser Verbrechen:  Die Gedenkinitiative geht auf den Arzt Rainer Possert zurück.Im angrenzenden Jugendzentrum fand die Veranstaltung statt, an der auch Bürgermeisterin Elke Kahr und die Zeithistorikerin Barbara Stelzl-Marx teilnahmen.Rudi Widerhofer las Berichte von Augenzeugen aus dem damaligen Lager vor.Passend zum Anlass drückte die musikalische Begleitung aus, was nicht mit Worten gesagt werden konnte.Gedenkveranstaltung Lager LiebenauNiemals vergessen! Bürgermeisterin Elke Kahr dankte dem Initiator Rainer Possert und allen Mitwirkenden an der Gedenkinitiative.Folder der GedenkinitiativeDie Gedenk- und Informations-Stele liegt am Grünanger neben dem Mur-Radweg. Von links nach rechts: Kulturamtsleiter Gerhard Grossmann, Zeithistorikerin Barbara Stelzl-Marx, Rainer Possert, Bürgermeisterin Elke Kahr und Gemeinderat Tristan Ammerer.Von links nach rechts: Kulturamtsleiter Gerhard Grossmann, Rainer Possert, Zeithistorikerin Barbara Stelzl-Marx, Bürgermeisterin Elke Kahr und Gemeinderat Tristan Ammerer.Gedenkveranstaltung Lager LiebenauGedenkveranstaltung Lager LiebenauGedenkveranstaltung Lager LiebenauGedenkveranstaltung Lager LiebenauGedenkveranstaltung Lager LiebenauGedenkveranstaltung Lager LiebenauGedenkveranstaltung Lager Liebenau

Verschleppt, vernichtet, verurteilt, vergessen: Die Opfer des Lagers Liebenau

Auf dem Areal des Grünangers, südlich der Grazer Kirchner Kaserne, waren im Jahr 1945 tausende jüdische Gefangene auf ihrem Todesmarsch Richtung Mauthausen in einem NS-Lager untergebracht und viele von ihnen ermordet worden. Im Jahr 1947, zwei Jahre nach Kriegsende, wurden auf dem Areal des ehemaligen Lagers insgesamt 54 Opfer, davon 32 mit Einschusslöchern im Kopf, exhumiert. Gründlichere Grabungsarbeiten in diesem weitläufigen Gebiet waren aber ausgeblieben.

In den Jahrzehnten danach wurde das Areal zum Teil als Grünfläche, zum Teil als Barackensiedlung genutzt. Umfassende archäologische Untersuchungen blieben während dieser Zeit aus. Erst im Jahr 1991 wurden beim Bau eines Kindergartens zwei weitere Opfer gefunden und gerichtlich obduziert. Auch im Zuge der Bauarbeiten zum Kraftwerk Puntigam im Jahr 2017 kamen Funde aus dem ehemaligen Lager ans Tageslicht. Im Vorjahr fanden Archäologen bei der Errichtung eines Wohnhauses einen Schädel mit einem Einschussloch. Diese späteren Funde wurden forensisch untersucht und gemäß dem Kriegsgräberfürsorgegesetz beigesetzt.
Doch nach wie vor weisen Untersuchungen mit Spürhunden an mehreren Stellen darauf hin, dass sich offenbar weitere menschliche Knochen im Erdreich befinden. Seit dem Jahr 2017 informiert eine Gedenktafel am Grünanger über dieses frühere NS-Lager und erinnert an die Menschen, die an diesem Ort gefangen gehalten, misshandelt und getötet wurden. 

Lesen Sie mehr zum Lager Liebenau unter: graz.at/lagerliebenau

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