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Mohoga-Sommerfest

Eine Gemeinschaft der besonderen Art feierte ihr erstes Sommerfest

08.09.2023

Andrea Breithuber begrüßt viele Gäste. In der Einfahrt des Hauses Nummer 51 in der Grazer Moserhofgasse tummeln sich schon seit nunmehr fünf Jahren nahezu täglich viele ganz unterschiedliche Menschen. Heute waren aber besonders viele gekommen, schließlich gab die "Hausherrin" ein Sommerfest: Die "MOHOGA Werkstatt" feierte und die zahlreichen ehrenamtlichen Helferlein waren versammelt, um das Fest richtig gut werden zu lassen: mit selbstgekochten Speisen aus regionalen und saisonalen Zutaten, mit Livemusik, Pflanzen- und samentauschbörse sowie unzähligen netten Gesprächen.

Unter die Gäste mischten sich um die Mittagszeit auch Bürgermeisterin Elke Kahr und Tierschutzstadträtin Claudia Schönbacher, beide unterstützen den Verein bei seiner vielfältigen und umfassenden ehrenamtlichen Tätigkeit. Niederschwellige Angebote für Menschen, denen es nicht so gut geht und Hilfe für Tiere, wie etwa für die Schloßberg-Katzen. 

Beratung, Information und Vernetzung bilden einen wichtigen Bereich in der Moserhofgasse 51 ins Zentrum gerückt.Der herrliche Garten, den Andrea Breithuber (l.) von ihrer Oma geerbt hat, steht allen Besucher:innen offen. Gemeinschaftsgartln erfreut sich hier großer Beliebtheit, auch Kinder spielen gerne im Schatten der alten Obstbäume. Bürgermeisterin Elke Kahr (r.) ist begeistert.Erich hilft am Freitag bei der Essensausgabe eifrig mit.Gemütliches Zusammensitzen, dafür ist der Innenhof beliebt.Tierschutzstadträtin Claudia Schönbacher bedankt sich bei Schloßberg-Katzen-Mama Caroline.Sogar ein echtes orientalisches Hochzeitszelt steht für die Gäste zur Verfügung.Gemeinschaft wird gelebt: Bürgermeisterin Elke Kahr freut sich, dass so viel ehrenamtliches Engagement Früchte trägt.

Engagement mit Herz und Hirn

Renate kann sich wahrlich als Urgestein bezeichnen, sie arbeitet schon sehr lange im sozialen Bereich, hat den ersten Verschenkladen ins Leben gerufen, organisiert Flohmärkte und vieles mehr. "Ich habe früher bei Carla gearbeitet. Damals hat mich geärgert, dass die Dinge, die von Leuten geschenkt wurden, für relativ viel Geld an die Frau oder den Mann gebracht wurden. Das wollte ich ändern. Was gratis hereinkommt, soll auch kostenlos wieder raus", erzählt sie von ihrer Motivation. 

Oder Maria, die den Verschenkladen in der Moserhofgasse 51 betreut: "Maria nimmt die Sachspenden entgegen und ordnet alles. Sie ist unser Herz und Hirn", lacht Andrea in die Richtung von Maria und diese nickt zustimmend: "Ja, das alles will auch gut organisiert sein." Als Erfinderin des Sozialregals kennt Maria die Sorgen und Ängste der Menschen, die hierher kommen: "Meist sind es Einheimische, Mindestrentner:innen. Sie schämen sich fast, wollen gar nicht über die Schwelle treten. Ich spreche dann viel mit ihnen. Das nimmt oft die Scheue und schafft Vertrauen." So entstehen die Kontakte.

Donnerstag, Freitag und Samstag ist in der Moserhofgasse 51 von 12 bis 16 Uhr geöffnet, dazu kommen Veranstaltungen und natürlich am Freitag der Mittagstisch, der schon traditionell ist. "Da kochen wir mit regionalen Produkten, die wir geschenkt bekommen und um zwei Euro können alle gut essen." Kulinarische Genüsse immer in Verbindung mit netter Gesellschaft, Möglichkeiten, sich zu betätigen, vernetzen und auszutauschen. Erich etwa, der kommt regelmäßig und hilft auch selbst an allen Ecken und Enden mit. Deshalb bezeichnen ihn alle hier auch als den "Tausendsassa". Der junge Mann mit dem Strohhut grinst bübisch: "Ich wollte etwas Sinnvolles tun, mich einbringen." Das war auch das Motiv von Maria: "Was hier toll ist, im Vergleich zu anderen sozialen Einrichtungen: Ich kann mithelfen wann und wie ich möchte. Wenn es mir an einem Tag nicht so gut geht, dann ist das auch ein Problem. Das macht die Sache einfacher." 

Von Katzen und veganem Leberkäse

Caroline schleicht fast schüchtern vorbei. Das hat sie sich in den vergangenen fünf Jahren wohl von ihren vierbeinigen, schnurrenden Schützlingen abgeschaut. Doch sie braucht sich keinesfalls zu verstecken, ihr Engagement ist großartig: Caroline unterstützt Sandra Muhr bei der Versorgung der sogenannten Schloßberg-Katzen. Das sind elf Streuner, die gut versorgt werden, was Caroline anhand eines mitgebrachten Fotoalbums freudig demonstriert. 

Albert trägt eine Art Tracht und ist Stammgast am Freitag beim Mittagstisch. Sein Lieblingsgericht? "Ein Wiener, da kann ich schwer widerstehen." "Aber wir kochen doch hauptsächlich vegan", lacht Andrea. "Stimmt. Schmeckt mir eh gut", meint Albert und ändert seine Lieblingsspeise in veganen Leberkäse ab. 

Gelebte Nachbarschaft

Als die Bürgermeisterin und die Tierschutzstadträtin eintreffen, sind alle erfreut. Andrea besonders, mit diesen Ehrengästen hat sie heute gar nicht gerechnet. Und Elke Kahr streut ihr Blumen: "Auf dem eigenen Grundstück, im Garten ihrer Oma, da versammelt Andrea die Menschen, lädt ein zum Zusammenkommen, mitmachen. So sieht gelebte Nachbarschaft aus." Stadtteilarbeit, wie sie im Bilderbuch steht. Gemeinschaft, wie sie früher gelebt wurde. "Heute kenne ich die Leute kaum noch, die rundherum leben. Doch es kommen immer mehr und machen mit. Das bestätigt mich bei meinen Bemühungen." Nähe braucht Zeit. Das breite Angebot der Werkstatt schafft jedenfalls eine gute Grundlage für ein Miteinander auf Augenhöhe. 

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