Zum zweiten Mal fand am Sonntag, 19. Oktober, der Tag der Religionen statt. 15 Glaubensgemeinschaften an 13 Orten öffneten dafür ihre Türen und boten ein abwechslungsreiches Programm für das interessierte Publikum. Anschließend wurde zur Abschlussveranstaltung in den Volksgarten geladen. Ins Leben gerufen wurde der Tag der Religionen vom Interreligiösen Beirat und Bürgermeisterin Elke Kahr.



















Spiritueller Auftakt
Der diesjährige "Tag der Religionen" startete bereits am Vormittag mit Gottesdiensten in ausgewählten christlichen Kirchen - etwa in der evangelisch-methodistischen Kirche, in orthodoxen Gemeinden oder in unabhängigen christlichen Gemeinschaften. Viele Besucher:innen nutzten die Gelegenheit, in die unterschiedlichen Feiertraditionen einzutauchen, bevor am Nachmittag das offizielle Programm an 13 Standorten startete. Insgesamt öffneten 15 Glaubensgemeinschaften ihre Türen und luden zum Begegnen, Fragenstellen, Zuhören und Kennenlernen ein - in Kirchen, religiösen Zentren, einer Moschee und der Synagoge. Dank der kostenlosen Shuttlebusse der Holding Graz konnten auch weiter entfernte Standorte bequem erreicht werden.
Ein Tag im Zeichen der Begegnung
Das Programm war vielfältig und bot unzählige Möglichkeiten, sich zu informieren und in die Spiritualität einzelner Glaubensgemeinschaften einzutauchen: Meditation im Zen-Buddhismus, Führungen durch die Jüdische Gemeinde, das Zentrum der Bahá'í, die Vereinigungskirche, die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten sowie die Christengemeinschaft - um nur einige zu nennen. Die Führungen ermöglichten Einblicke in unterschiedliche Kirchenräume und Traditionen. Auch gemeinsames Singen wurde geboten: Mitglieder verschiedener christlicher Gemeinschaften - darunter die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, die Altkatholische Gemeinde, die Neuapostolische Kirche und die Evangelische Kirche - traten in der Christuskirche in Eggenberg gemeinsam auf. In der Mevlana-Moschee erlebten Besucher:innen eine Koranrezitation, begleitet von einer fundierten Auseinandersetzung mit theologischen Inhalten des Islams. Ein besonderer Moment war zudem der Besuch im Marienstüberl, einer caritativen Einrichtung der Katholischen Kirche. Hier erfuhren die Besucher:innen, wie Bedürftigen täglich geholfen wird - mit einer warmen, kostengünstigen Mahlzeit, einem Platz zum Aufwärmen und einem offenen Ohr in schwierigen Lebenssituationen.
Stimmen des Dialogs und des Zusammenhalts
Die teilnehmenden Glaubensgemeinschaften machten deutlich, warum der Tag der Religionen für sie so wichtig ist. Philipp Suppan von der Kirche Jesu Christi der Heiligen Tage erklärt: „Wir laden alle ein, sich mit Jesus Christus zu befassen und das in ihrem Leben wirken zu lassen." Pfarrer Samuel Ebner von der Altkatholischen Kirchengemeinde betont: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung. Bei uns ist jede:r willkommen." Reiner Hasenauer von der Neuapostolischen Kirche sagt: „Wichtig ist die persönliche Beziehung jedes Gläubigen zu Jesus Christus - und das Miteinander in christlicher Nächstenliebe." Mehmet Celebi von der Islamischen Religionsgemeinde Steiermark ergänzt: „Der Tag der Religionen bietet die Möglichkeit, sich persönlich zu begegnen, Fragen direkt zu beantworten, Vorurteile abzubauen und das Verständnis füreinander zu stärken. Das trägt insgesamt zu einer friedlicheren Gesellschaft bei."
Gemeinsamer Abschluss im Volksgarten
Begleitet von den meditativen Klängen von Esraj von Denovaire versammelten sich Besucher:innen und Mitglieder verschiedenster Religionsgemeinschaften zum Abschluss des spirituellen Tages rund um den „Lebensbaum" nahe dem Stupa im Volksgarten. Musikalische Beiträge des koptisch-orthodoxen Chors sowie der Islamischen Gemeinschaft bereicherten das gemeinsame Innehalten. Anschließend wurden persönliche Begegnungssprüche verlesen, die von den Glaubensgemeinschaften unter dem Thema „Begegnung in ..." gestaltet worden waren - etwa „in Liebe", „in Würde", „in Achtsamkeit" oder „in Gewissensfreiheit des Geistes". Diese Botschaften schmücken nun den Baum, den der Interreligiöse Beirat anlässlich des letztjährigen Tags der Religionen gepflanzt hatte. Mit dem Teilen von Brot und Wasser fand der Tag seinen Abschluss.
Der Tag der Religionen hat einmal mehr gezeigt: In Graz leben die Glaubensgemeinschaften nicht nebeneinander, sondern miteinander. Er verdeutlicht, dass sie nicht nur im Hintergrund wirken, sondern sich aktiv und sichtbar für eine gelingende Stadtgemeinschaft einsetzen.