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Grazer Stadtbaum

Informiere dich hier über alles rund um den Grazer Stadtbaum! Bei Fragen wende dich gerne per E-mail oder telefonisch an uns. Unseren Kontakt findest du in der Infobox. Willst du eine Förderung für eine Baumpflanzung auf deinem Privatgrundstück beantragen, klicke hier. Willst du eine Baumpatenschaft für einen von der Stadt Graz gepflanzten Baum übernehmen, klicke hier.

So wichtig sind Bäume in der Stadt

Informiere dich hier, wie viele Bäume wo im Jahr 2023 gepflanzt wurden! Auch den Unterschied zwischen Ersatz- und Neupflanzungen erklären wir hier.

BAUMBILANZ 2023

Viele Grazerinnen und Grazer haben sich bereits in der Vergangenheit für den Erhalt von alten Bäumen eingesetzt. Warum sie so an den Bäumen hängen, ist gut nachvollziehbar: alte Bäume prägen das Stadtbild und machen Graz zu einer grünen und lebenswerten Stadt. Sie sind Lebensräume für viele unterschiedliche Tierarten (und auch für Pflanzenarten - man denke etwa an Moose). Sie filtern die Luft und produzieren Sauerstoff. Doch auch ganz individuelle Gründe haben ihre Berechtigung: Die Rosskastanie im Kindergarten, mit deren Früchten du Tiere gebastelt hast, die Lindenallee, deren Duft dich so an deine Studienzeit in Wien erinnert, oder die alte Buche, in deren Rinde du ein Herz geschnitzt hast.

Trotzdem muss manchmal ein alter Baum weichen. Im Jahr 2023 waren die alten Platanen bei der Vorklinik zu beklagen, oder die Bäume am Ruckerlberggürtel. Auch der eine oder andere Baum am Jakominiplatz oder beim Landesgericht Graz Ost wurde gefällt.

So wie die Bäume selbst, sind auch die Gründe immer spezifisch zu betrachten. Baumfällungen können notwendig sein, weil:

- ein Gebäude oder Infrastruktur (Straßen, Gleise...) gebaut wird, aus Platzgründen nicht möglich ist auf den bestehenden Baum Rücksicht zu nehmen und das öffentliche Interesse an diesem Bauwerk höher ist als ein Baumerhalt (was die Behörde beurteilt) - hier gibt es dann Ersatzpflanzungen, wenn möglich an der gleichen Stelle, oder zumindest am gleichen Grundstück. Seitdem der Grünflächenfaktor in Kraft ist, müssen mehr als die Anzahl der entfallenden Bäume nachgepflanzt werden.

der Baum nicht mehr verkehrssicher ist. Das heißt, er wurde von einer/einem Baumsachverständigen des Baumschutzreferats beurteilt, der zum Schluss gekommen ist, dass der Baum nicht ausreichend sicher ist. Die Gründe sind vielfältig: Stammschäden durch Verkehrsunfälle, Fäulnis, Pilzkrankheiten, Virosen, Trockenheit etc. Damit nichts passiert, muss hier meist rasch gehandelt werden und der Baum wird ohne Vorankündigung gefällt. An der gleichen Stelle wird ein neuer Baum gepflanzt. Alle Stadtbäume werden jährlich von der Holding auf deren Gesamtzustand kontrolliert. Wenn eine Gefährdung besteht, wird ein Behördenverfahren gemäß Baumschutzverordnung eingeleitet und vom Amtssachverständigen geprüft.

ein Biotop wieder hergestellt werden soll. Wälder sind in Mitteleuropa und auch in der Steiermark die sogenannte "Klimaxgesellschaft". Auf durchschnittlichen Standorten würde sich ohne menschlichen Einfluss ein Wald ausbreiten. Viele Biotoptypen (Magerwiesen, Wegraine, Hecken...) haben sich durch landwirtschaftliche Nutzung herausgebildet, die heutzutage zunehmend in den Hintergrund rückt. Für das Überleben der unterschiedlichen Tier- und Pflanzenarten ist aber eine Vielfalt an Lebensräumen wichtig. Um solche Biotope zu erhalten oder wieder herzustellen, kann es nötig sein, dass Bäume gefällt werden. 

Wann kommt der neue Baum? Gepflanzt wird zum nächstmöglichen Pflanztermin, jahreszeitenbedingt im Frühling oder im Herbst. Die Pflanzung übernimmt entweder die Holding (Ersatzpflanzungen) oder ein Gartenbauunternehmen (Neupflanzungen).

Bohrwiderstandsmessung
Bohrwiderstandsmessung© Stadt Graz/Foto Fischer

Die Holding Graz führt den Baumkataster für stadteigene Bäume und ist für die Wahrung der Verkehrssicherungspflicht zuständig.

Durch die Erstellung des Baumkatasters wird der gesamte stadteigene Baumbestand erfasst und hinsichtlich Vitalität, Erhaltungswürdigkeit und Verkehrssicherheit geprüft.

Mittels einer jährlich einmal durchgeführten Regelkontrolle lt. ÖNORM L1122:2011 - Baumkontrolle und Baumpflege werden alle Bäume vom Boden aus visuell überprüft. Diese Sichtkontrolle dient der Feststellung des Gesundheitszustandes eines Baumes und der Verkehrssicherheitsüberprüfung. Zusätzlich werden je nach Bedarf unterjährige weitere Sichtkontrollen vor allem nach Witterungsereignissen wie z.B. Sturmereignissen durchgeführt.

Nicht alle möglichen Schäden an Bäumen können immer visuell von Boden aus erkannt und beurteilt werden.

In solchen Fällen wird eine weiterführende, gerätetechnische Untersuchung veranlasst. Diese Untersuchung kann einerseits eine eingehende Sichtkontrolle des Kronenraumes mittels Aufstiegshilfe (z.B. Hubarbeitsbühne) sein, andererseits können Fäule, Hohlräume oder Rissbildungen im Stamm- und Kronenansatzbereich mittels Bohrwiderstandsmessung oder Schalltomographie lokalisiert und beurteilt werden.

Eine Bohrwiderstandsmessung zeigt punktuell die relative Dichteverteilung des Holzes in einem Bohrprofil auf. Bei der Schalltomographie wird ein Bild des Zustandes des Stamminneren auf einer Ebene erzeugt.
Vermutete Schäden im Wurzelbereich, wie der Befall durch einen holzzersetzenden, wurzelbürtigen Pilz, können durch einen sogenannten Zugversuch beurteilt werden. Diese komplexe Untersuchungsmethode wird in erster Linie bei seltenen, älteren Bäumen durchgeführt.

Aus diesen Kontrollen und weiterführenden Untersuchungen erfolgt eine Feststellung des Gesundheitszustandes sowie die Beurteilung von eventuellen Bruch- oder Sturzgefahren. Von diesen Beurteilungen abgeleitet werden Pflegemaßnahmen bis hin zur notwendige Entnahme mit anschließender Ersatzpflanzung.

All diese Maßnahmen werden in dem eingangs erwähnten Baumkataster dokumentiert.

Die Ersatzpflanzungen für abgestorbene bzw. nicht mehr verkehrssichere Bäume werden durch die Holding Graz normalerweise am gleichen Grundstück durchgeführt. Neupflanzungen werden im gesamten Grazer Stadtgebiet angestrebt, auf stadteigenen Grundstücken, Grundstücken der Holding Graz und Grundstücken der GBG (=Haus Graz Grundstücke).

Am einfachsten können neue Bäume in unbefestigten Boden, beispielsweise in einer Wiese gepflanzt werden. Hierfür eignen sich Schulhöfe, Kindergärten, Parks, aber auch größere Grünflächen, die im Zuge der Grünraumoffensive der Stadt Graz vorausschauend erworben wurden.

Bei Umgestaltungen von Straßen oder Neuplanungen von Gleisbauten und Radwegen werden üblicherweise ebenfalls Baumstandorte von Beginn an berücksichtigt.

Am Schwierigsten ist der nachträgliche Bau von Baumstandorten in Straßen der Innenstadt und der Gründerzeit, wo der Straßenquerschnitt begrenzt ist, unterirdisch viele Leitungen verlaufen und zwischen den verschiedenen Anforderungen der Nutzer:innengruppen abgewogen werden muss. Solche Baumstandorte werden derzeit vor allem bei Sanierungen von Straßenabschnitten festgelegt, oder wenn ganze Straßenzüge zu Grünen Meilen umstrukturiert werden.

Will man jedoch im Hinblick auf den Klimawandel und im Sinne zukünftiger Generationen eine Durchgrünung der Stadt bewerkstelligen, so muss der Straßenquerschnitt neu aufgeteilt werden und Bäumen statt Autos Platz zur Verfügung gestellt werden.

Mit fortschreitendem Klimawandel müssen unsere Stadtbäume mit veränderten Bedingungen kämpfen. Da nicht alle unsere heimischen Bäume gut mit höheren Durchschnittstemperaturen zurecht kommen, wird sich in Zukunft die Arten- und Sortenzusammensetzung in Graz ändern. Zwar ist noch nicht genau voraussehbar, wie hoch der Temperaturanstieg ausfallen wird, dass es zwischen min. 1,5° und max. 4° wärmer wird, ist jedoch fix.

Welche Arten und Sorten sind nicht mehr geeignet? Leider betrifft es auch einige heimische Arten. Die Arten und Sorten in der Liste geeigneter Baumarten aus der Grünflächenfaktor-Verordnung sind aus heutiger Sicht geeignet auch in Zukunft gut zurecht zu kommen. Informiere dich über Förderungen des Umweltamts, wenn du einen Baum auf deinem Privatgrundstück pflanzen möchtest.

Schwammstadt
© Passath

Das Schwammstadt-Prinzip ist die konsequente Umsetzung der Idee, das anfallende Niederschlagswasser vor Ort im Boden aufzunehmen, anstatt es per Kanal abzuleiten. Der Vorteil ist, dass der Abfluss dadurch verzögert wird, Überflutungen so gemindert werden können und das Stadtklima verbessert wird. Das Schwammstadt-Prinzip kann umgesetzt werden, indem Versiegelung von Böden vermieden wird und das Regenwassermanagement angepasst wird. Auch Baumstandorte mit offenen Baumscheiben und in Stockholm-Bauweise tragen zum Schwammstadt-Prinzip bei.

Das sogenannte Stockholm-System ist eine in Schweden entwickelte Bauweise für Wuzelräume von Straßenbäumen und kommt seit 2017 auch in Graz zur Anwendung. Dabei wird den Bäumen im Untergrund ein großzügiger und stabiler Wurzelraum aus Steinen und Pflanzenkohlesubstrat aufgebaut. Der Wurzelraum einzelner Bäume oder Baumgruppen wird unterirdisch verbunden. Dadurch sind die Bäume, nach dem Vorbild des Waldes, unterirdisch miteinander vernetzt und stehen in ständigem Austausch von Nährstoffen, Mineralien und Mikroorganismen. Das Pflanzenkohlesubstrat kann Schadstoffe aus dem Niederschlagswasser filtern und ist gleichzeitig eine Kohlenstoff-Senke.

Bei unseren Baumpflanzungen wird üblicherweise eine Pflanzgrube ausgehoben und mit Pflanzenkohle-Substrat wieder aufgefüllt, in das dann der Baum gepflanzt wird. Dieses Pflanzenkohle-Substrat ist ein Gemisch aus Erde und Pflanzenkohle. Pflanzenkohle besteht zu 75-95% aus reinem Kohlenstoff. Rund 75% davon bleiben durch die Einbringung in den Untergrund über Jahrtausende stabil gebunden! Der Wurzelraum eines Grazer Stadtbaums ist somit eine effektive Kohlenstoff-Senke.

Über Schwammstadt-Prinzip und Stockholm-System in Graz kannst du dich hier näher informieren:

SCHWAMMMSTADT GRAZ

Die Stadt Graz bekennt sich zu Klimaschutz und Klimawandelanpassung, hinzu kommt die Förderung der Biodiversität. "Jeden Tag ein Baum", das hat Vizebürgermeisterin Judith Schwentner bei Amtsantritt der Grazer Bevölkerung versprochen. Durch Baumpflanzungen auf eigenen Flächen kann die Stadt Graz ganz aktiv dazu beitragen. In der Baumbilanz ist der jährliche Stand sichtbar. 

Klimaschutz und Klimawandelanpassung: Wir alle können das Klima schützen, z.B. indem wir weniger Fleisch essen, mehr mit den Öffis fahren und weniger Fliegen, so weit, so bekannt. Doch was kann die Stadt Graz zum Klimaschutz beitragen? Im Grundsatzbeschluss des Gemeinderates Klimaorientierte Stadtentwicklung aus dem Jahr 2022 wurde festgehalten, dass die Stadt Graz bis 2040 klimaneutral wird. Die Abteilungen der Stadtbaudirektion und das Umweltamt wurden beauftragt, alle ihre Strategien, Konzepte und Pläne dahingehend anzupassen.

Das Ziel der Klimaneutralität soll durch 1) Reduzieren der klimaschädlichen Emissionen und 2) Kompensieren der klimaschädlichen Emissionen erreicht werden.

Zur Information über das städtische Klima wurde die Plattform KIS (Klima-Informationssystem) geschaffen. Diese Plattform dient vor allem magistratsintern zur Bereitstellung von Informationen zur Entscheidungsfindung, kann aber in Zukunft auch von Bürger:innen verwendet werden.

Biodiversität: Die zweite große Herausforderung ist das großflächige Artensterben, bedingt durch verschiedene Faktoren, wie z.B. Klimawandel, Versiegelung, Einsatz von Pestiziden und Herbiziden, Umstellung der Bewirtschaftung von Flächen und Trockenlegen von vernässten Flächen. Analog zur Biodiversitätsstrategie 2030+ des Bundes erarbeitet die Stadt Graz gerade ihre eigene Biodiversitätsstrategie.

Baumbonus im Grünflächenfaktor: Nach dem Motto "Baumerhalt vor Neupflanzung" konnte zuletzt der Wert erhaltenswerter Bestandsbäume im Baumbonus des Grünflächenfaktors festgeschrieben werden: so zählen nun Bäume, die bei einem Neubau eines Gebäudes erhalten werden, zur Grünfläche hinzu. Von dieser Maßnahme verspricht man sich einen sensibleren Umgang mit Bestandsbäumen.

Förderung von Neupflanzungen von Bäumen: Das Umweltamt fördert urbane Begrünung, so auch die Pflanzung von Bäumen auf Privatgrundstücken.

Baumpflanzungen sind eine effektive Maßnahme im Kampf gegen den Klimawandel, verbessern die Klimawandelanpassung und fördern die Biodiversität.

Maria Nievoll

Bildergalerie

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