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Verleihung des Grazer Menschenrechtspreises

10.12.2025

Irina Karamarković und Dietmar Dragarić wurden mit dem Menschenrechtspreis 2025 geehrt.

Am Mittwoch, 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, lud Bürgermeisterin Elke Kahr zur feierlichen Verleihung des Grazer Menschenrechtspreises 2025 in den Gemeinderatssaal des Rathauses. Gemeinsam mit Vizebürgermeisterin Judith Schwentner und weiteren Vertreter:innen der Stadtregierung und des Gemeinderates zeichnete sie die Künstlerin und kulturelle Brückenbauerin Irina Karamarković und den Pädagogen und Gedenkkultur-Historiker Dietmar Dragarić für außergewöhnliche Leistungen um die Menschenrechte auf kommunaler Ebene aus. 

"Seit 2001 ist die Stadt Graz Menschenrechtsstadt. Eine hohe Auszeichnung und ein Titel, der auch viele hohe Ansprüche an die zweitgrößte Stadt Österreichs stellt", sagte die Bürgermeisterin zu Beginn des Festakts, der von Aniada a Noar klangvoll begleitet wurde. "Mit den jährlichen Menschenrechtsberichten und unter anderem auch mit dem Beitritt der Stadt Graz zur Europäische Städtekoalition gegen Rassismus werden bewusst viele Zeichen gesetzt, um ganz klar die Haltung unserer Stadt zum Ausruck zu bringen, wie wir zu Diskriminierung, Ausgrenzung und Verächtlichmachung von Menschen und Menschengruppen stehen", unterstrich Elke Kahr.

Zum 10. Mal wurde der Menschenrechtspreis heuer ausgelobt. Die Einreichungen wurden von der Jury auch dieses Mal in Hinblick auf die Förderung von Toleranz, Dialog und Versöhnung und auf ihre Wirkung im kommunalen Leben von Graz und darüber hinaus bewertet. Die Abwicklung erfolgte über das Friedensbüro.

Bürgermeisterin Elke Kahr mit Irina Karamarković und Dietmar Dragarić.Diplomat und Südosteuropaexperte Wolfgang Petritsch hielt die Festrede.Für die musikalische Untermalung sorgte die steirische Volksmusikgruppe Aniada a NoarImpressionen von der Verleihung.Impressionen von der Verleihung.Impressionen von der Verleihung.

Preisträgerin Irina Karamarković

Irina Karamarković ist Brückenbauerin zwischen Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte, eine Förderin der Frauenrechte - und sie setzt Menschenrechtsfragen künstlerisch um.

Sie ist Vorsitzende des Grazer Migrant:innenbeirats und leistet diese Arbeit ehrenamtlich. Der Beirat soll den etwa 35.000 Menschen mit Migrationsgeschichte in Graz eine Stimme geben, die es in anderer Form nicht gibt. Das Zusammenleben soll gefördert und der Alltag erleichtert werden. Diese Aufgabe ist herausfordernd, gibt es doch die unterschiedlichsten Communities mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen, kulturellen Hintergründen und Sorgen. Karamarkovic ist für alle beratend tätig, sensibilisiert, vermittelt, organisiert Veranstaltungen und ist die Brücke zur Mehrheitsgesellschaft. Als Vorsitzende trägt sie maßgeblich zur Demokratisierung und Partizipation unterrepräsentierter Gruppen bei. Sie hat es geschafft, den Migrant:innenbeirat zu beleben und vor allem auch Frauen für die Arbeit dort zu mobilisieren.

Die Situation von Frauen ist Irina Karamarcovic ein besonderes Anliegen. Sie ist eine der beiden Vorsitzenden des Women*s Action Forums (WAF). Es organisiert Veranstaltungen, Workshops und langfristige Fortbildungen zu relevanten Frauenthemen, gegen Gewalt, Rassismus und Homophobie. Es werden Hilfestellungen angeboten, damit Frauen- und Frauengruppen ihre eigene Kraft aufrufen können. Frauen finden einen Platz, um sich auszutauschen, Handlungsstrategien zu entwickeln und Initiativen zu starten.

Dabei macht sie ihren Beitrag zur Förderung von Menschenrechten im Bereich Gender und Diversität besonders sichtbar. Ihr Engagement im Women*s Action Forum verleiht Anliegen wie Gleichberechtigung, Sichtbarkeit von migrantischen Frauen und demokratische Verantwortung eine wirkungsvolle und nachhaltige Stimme.

Irina Karamarković ist eine vielseitige Künstlerin (Musik, Performance, Theater, Multimedia, Literatur), die in all ihren Arbeiten immer wieder Menschenrechtsthemen aufgreift. Als Sängerin begleitet sie zahlreiche Veranstaltungen zu Menschenrechten mit ihrer stimmlichen Kraft. Besonders ihre Arbeiter:innenlieder sowie Lieder für Entrechtete und Ausgegrenzte gelten als prägend und legendär - mit ihrer Stimme verleiht sie ihnen Gehör und Würde.

Preisträger Dietmar Dragarić

Auch Dietmar Dragarić wurde mit dem Menschenrechtspreis der Stadt Graz 2025 gewürdigt.
Auch Dietmar Dragarić wurde mit dem Menschenrechtspreis der Stadt Graz 2025 gewürdigt.© Stadt Graz/Fischer

Dietmar Dragarić wurde für sein außerordentliches Engagement, die Schaffung von Wissen und jahrzehntelange Bewusstseinsarbeit für Friedens- und Menschenrechtsthemen auf lokaler Ebene - in Graz, der Schule, in der Bildungsarbeit und darüber hinaus -, außerdem für seinen Einsatz und zahlreiche Impulse für die steirische Erinnerungskultur im Umgang mit Vergangenheit und Geschichte mit dem Menschenrechtspreis der Stadt Graz 2025 ausgezeichnet. 

Er wurde 1945 in Goritschach geboren, studierte Germanistik und Geschichte (Lehramt) an der Karl-Franzens-Universität Graz und promovierte anschließend in Geschichte. Von 1970 bis 1977 war er Assistent am Althistorischen Institut, später Institut für Alte Geschichte, heute Teil des Instituts für Antike, tätig.

1973 trat er in den Schuldienst ein und wurde Lehrer am Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium Oeversee. Von 1984 bis 2001 bzw. von 2005 bis 2008 fungierte er auch als Direktor des Oeversee-Gymnasiums. Als Lehrbeauftragter an der Pädagogischen Hochschule Steiermark wirkte er mehr als als 25 Jahre auch in der akademischen Ausbildung von Lehrkräften mit. Dragarić war außerdem einige Jahre im Gemeinderat der Stadt Graz tätig und von 2001 bis 2005 war er Vizepräsident des Steiermärkischen Landesschulrats (heute Bildungsdirektion).

Dietmar Dragarić erkannte schon früh die Bedeutung von Friedenserziehung, Menschenrechtsbildung und Gewaltprävention für junge Menschen. Um sie im Umgang mit Konflikten zu schulen und einen wertschätzenden und respektvollen Umgang für ein friedliches Zusammenleben in der Schule, der Kommune und der Gesellschaft zu fördern, entwickelte er zahlreiche Schulprojekte, die er während seines aktiven Berufslebens (und darüber hinaus) erfolgreich mit Generationen von Schülerinnen und Schülern umsetzte.

Weiters engagiert sich der Historiker und Pädagoge seit Jahrzehnten auch im Bereich der Erinnerungskultur und arbeitete dunkle Kapitel der Schulgeschichte des Oeversee-Gymnasiums bzw. der Geschichte Österreichs aus. An dieser Stelle wird ein Beispiel herausgegriffen: Nach langjähriger Gedenkarbeit am Grazer Oeversee-Gymnasium wurde 1993 im Schulgebäude eine Gedenktafel angebracht, um an die nach dem „Anschluss" Österreichs an NS-Deutschland 1938 verfolgten und vertriebenen jüdischen Schülerinnen und Schüler zu erinnern und sie zu würdigen. Diese wichtige Erinnerungsarbeit wurde unter Mitwirkung von Dragarić, zwischenzeitlich pensioniert, 2017 durch die Verlegung von Stolpersteinen für die 27 ehemaligen Schülerinnen und Schüler vor dem Schulgebäude 2017 fortgeführt (stolpersteine-graz.at).

Sein unermüdlicher Einsatz für Friedens- und Menschenrechtsthemen beschränkt sich nicht nur auf die Bildungsarbeit. Er engagiert sich auch ehrenamtlich - sowohl während seines aktiven Berufslebens als auch nach seiner Pensionierung - in verschiedenen Vereinigungen: So unterstützt er beispielsweise das 1988 gegründete Friedensbüro der Stadt Graz seit Anbeginn tatkräftig und zuverlässig als Vorstandsmitglied. Und seit 2016 ist er Vorsitzender der Landesstelle Steiermark der Österreichischen Liga für Menschenrechte. In diesem Zusammenhang arbeitet er am UN-Menschenrechtsbericht für Österreich mit, organisiert Vorträge und Veranstaltungen zur Bewusstseinsbildung über Menschenrechte und Friedensthemen und bringt sich als Vertreter der Zivilgesellschaft für die Liga z. B. auch bei militärischen Gedenkveranstaltungen am Internationalen Tag der Menschenrechte ein.

Zur Festrede

Als Festredner spannte der Diplomat und Osteuropa-Experte Wolfgang Petritsch einen Bogen von der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte 1948 als Antwort auf den Schrecken der beiden Weltkriege mit bedeutender Rolle der USA bis zu aktuellen Entwicklungen, in der Menschenrechte wieder infrage gestellt werden und „digital autoritärer Faschismus" verbreitet und auch in Europa Fuß fasse. Notwendig sei eine Resilienz großen Ausmaßes und ein Bauen an einer Europäischen Union der Menschen „von unten", das in der unmittelbaren Lebenswelt und gerade in den Städten und Kommunen erfolgen müsse. In diesem Zusammenhang betonte die Bürgermeisterin wiederholt, dass Menschen, die hier ihren Lebensmittelpunkt haben, auch an Wahlen teilnehmen können müssen.

Im Anschluss an die Preisverleihung trug sich Petritsch in das „Goldene Buch" der Stadt ein.

Zum Menschenrechtspreis

Die Stadt Graz schreibt zweijährig einen Preis für besonderen Einsatz für Menschenrechte aus. Nominiert werden können Personen und Organisationen, die in Österreich und im europäischen Ausland besondere Leistungen für Menschenrechte auf kommunaler Ebene erbracht haben. Die Einreichungen werden im Hinblick auf die Förderung von Toleranz, Dialog und Versöhnung und auf ihre Wirkung im kommunalen Leben bewertet - sowohl für das aktuelle Engagement als auch für das Lebenswerk.

Der von der Stadt Graz ausgelobte, auch teilbare Preis im Wert von insgesamt 7.000 Euro, wird von einer Jury vergeben. Der Grazer Menschenrechtspreis wird seit 2007 verliehen.

Details dazu finden sich auch beim Grazer Friedensbüro

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